… damit Kreislaufwirtschaft nicht erst bei der Abfallwirtschaft anfängt.
Die Transformation hin zu einem regenerativen Wirtschaftssystem ist hinsichtlich der sukzessiven Überschreitung der planetaren Grenzen sowie steigender Energie- und Materialkosten für Unternehmen ein Imperativ. Die Kreisläufe müssen geschlossen werden – im Alleingang ist das aber nicht möglich. Dazu braucht es Wissenstransfer und Kollaboration entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Es war einmal, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, ein Lieferant. Er wollte Schneewittchen Beauty Produkte in stilvoller schwarzer Verpackung schicken. Für das umweltbewusste Schneewittchen wurde recycelbarer Kunststoff als Verpackungsmaterial genutzt. Schneewittchen freute sich sehr. Doch als sie die Verpackung recyceln wollte, konnten die Maschinen des Recycling-Unternehmens die schwarzen Plastik Pigmente nicht als solche erkennen. Der Hersteller der Beauty Produkte und das Recycling-Unternehmen hatten schlichtweg nicht kommuniziert. Schneewittchen war sehr traurig, dass diese nun im Restmüll landen mussten.
Auch heute gibt es trotz der Vielzahl an Kommunikations- und Vernetzungsmöglichkeiten reichlich ungenutztes Potential: 2022 ist die Welt laut Circularity Gap Report nur zu 8.6% zirkulär. Das heißt mehr als 91% der gewonnenen Ressourcen werden nicht in den Kreislauf zurückgeführt – im Prinzip verschwendet. Das ist in einer Welt der Knappheit von Primär-Ressourcen unternehmerisch und in Anbetracht der Überschreitung planetarer Grenzen mit gefährlichen Rebound-Effekten nicht weiter vertretbar.
Kreislaufwirtschaft ist ein grundlegender Bestandteil eines resilienten Wirtschaftssystems. Jedoch begegnen verantwortungsbewusste Unternehmer:innen, die das erkennen und darauf reagieren wollen, intern wie extern diversen Hürden. Zum einen stoßen sie auf alte Muster wie Geheimhaltung und Ellbogenkultur mit Fokus auf kurzfristige Profitabilität – gipfelnd unter anderem in der geplanten Obsoleszenz von Produkten. Zum anderen bedingen die höheren Kosten für Sekundärmaterial langfristig wirksame Lösungen. Diese gehen einher mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Einpreisung von Externalitäten und einem veränderten Konsumverständnis – aus Besitzer:innen werden Nutzer:innen.
Diese Herausforderungen lassen sich nicht im Alleingang lösen. Der österreichische Circularity Gap Report 2019 hob vier Schritte für den Weg aus unserem fehlgeleiteten linearen Wirtschaftssystem hervor: Auf nationaler Ebene betrifft das eine Kreislauf-Koalition, Strategien, welche regional und kommerziell umgesetzt werden können, sowie die Weiterentwicklung des Monitorings. Auf Mikroebene können Unternehmen zur Schließung der Stoffkreisläufe durch Wissenstransfer und Kooperation beitragen.
Keiner dieser Lösungsansätze funktioniert ohne intensive Kollaboration der unterschiedlichen Stakeholder. Denn für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft braucht es keine unternehmerischen Einzelkämpfer:innen. Stattdessen braucht es verantwortungsvolle Teamplayer:innen, die gemeinsam die Chance ergreifen, Mehrwert zu kreieren. Es gilt, eine kollaborative Haltung einzunehmen, um die Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft möglichst inklusiv zu gestalten, zu beschleunigen und dabei niemanden zurückzulassen.
Was würde Schneewittchen heute sagen? “Setzen wir uns an einen Tisch und überlegen uns gemeinsame Lösungen.“


CIRCULAR INSIDER AUSTRIA
Dieser Artikel ist im Zuge unserer Tätigkeit als Advisor für das Circular Economy Forum Austria in der ersten österreichischen Ausgabe des Circular Insider Magazins im März 2022 erschienen.
Die Zeitschrift wird einmal jährlich herausgegeben, um relevante Beiträge von Unternehmen, Pionier:innen und Piloten, Startups, Forschungs – und Bildungsprojekten und vielen weiteren Initiativen zur Beförderung und Entwicklung von Kreislaufwirtschaft in Österreich vorzustellen.
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Details gibt es auf der Website des Circular Economy Forum Austria oder wende dich gerne direkt an die Herausgeberin Karin Huber-Heim office@csr-and-communication.com.
Vollständige Ausgabe des Circular Insider Austria, März 2022